Best Practice
Mybuxi: «Fahrt auf Verlangen» ausserhalb der Stadt - Beispiel Kanton Bern

Aktion «Wil teilt. Mobility für alle.»
Aktion «Wil teilt. Mobility für alle.»

Das Angebot mybuxi ist ein Carpooling-On-Demand-Angebot (Fahrt auf Verlangen) das 2019 dank des Engagements der Gemeinde Herzogenbuchsee als erste Region eingeführt wurde. Mittlerweile ist es in fünf Regionen der Schweiz aktiv – drei davon im Kanton Bern.

Aktion «Wil teilt. Mobility für alle.»
Aktion «Wil teilt. Mobility für alle.»
Handlungsfeld

Partnerschaftsmodelle und Finanzierung/Pilotprojekte


Kanton

Bern/St. Gallen/Uri/Zürich


Betroffene Gebietskörperschaft

Kanton Bern: Herzogenbuchsee, Mittleres Emmental, Belp-Gantrisch/Kanton Uri: Andermatt/Kanton St. Gallen: Toggenburg/Kanton Zürich: Maur


Raumtyp

intermediär/ländlich


Gemeindegrösse

< 5'000 Einwohner:innen/5'000 - 10'000 Einwohner:innen/10'000 - 20'000 Einwohner:innen


Angebotssegment

Ridepooling (On-Demand)


Mybuxi : «Fahrt auf Verlangen» ausserhalb der Stadt - Beispiel Kanton Bern

Das Angebot mybuxi ist ein Carpooling-On-Demand-Angebot (Fahrt auf Verlangen), das 2019 dank des Engagements der Gemeinde Herzogenbuchsee als erste Region eingeführt wurde. Mittlerweile ist es in fünf Regionen der Schweiz aktiv – drei davon im Kanton Bern: Herzogenbuchsee, Mittleres Emmental und Belp-Gantrisch. Darüber hinaus ist der Service auch in der Gotthardregion und im Toggenburg verfügbar. Anwendungsfeld sind meist ländliche Gemeinden mit beschränkter ÖV-Erschliessung.

Das Mobilitätsangebot setzt auf vollelektrische Fahrzeuge, die täglich bis zu 400 Kilometer zurücklegen und Fahrgäste von 6 Uhr morgens bis Mitternacht transportieren. Anstelle eines festen Fahrplans gibt es ein definiertes Betriebsgebiet. Die Fahrten in den Minibussen erfolgen in Herzogenbuchsee von Tür zu Tür, im Emmental hingegen existieren virtuelle Haltestellen. Wenn immer möglich werden Fahrten gebündelt, bezahlt wird pro Fahrt. Es besteht auch die Möglichkeit eines Abonnements. Fahrten können flexibel über die mybuxi-App gebucht werden, wobei das System die optimale Route automatisch berechnet. Durch das Bündeln ähnlicher Fahrtrouten werden die Fahrzeuge besser ausgelastet und soziale Begegnungen geschaffen. Die aktiven Fahrerinnen und Fahrer erhalten die Fahranweisungen direkt auf ihr Navigationsgerät.

Da mybuxi ohne eine zentrale Leitstelle operiert, kann der Dienst besonders kosteneffizient angeboten werden. Zudem genügt eine einmalige Registrierung in der App, um das Angebot in allen Regionen zu nutzen.



Vorgehen und Massnahmen

Gemeinden führen mybuxi ein, um zum einen die Mobilität innerhalb der Gemeinde zu verbessern und zum anderen um die Gemeinde an einen Zentrumsbahnhof einer nahegelegenen Gemeinde anzubinden. Gerade in grossflächigen und ländlichen Gemeinden sind konventionelle öV-Angebote (Buslinien) nicht efiizient zu betreiben oder finanziell nicht tragbar. Wenn es bereits in der Umgebung eine mybuxi-Betriebsregion gibt, kann diese relativ einfach erweitert werden. Wenn es eine neue Region ist, wird ein Einführungsprojekt lanciert. In der Regel wird ein 2- bis 3-jähriger Pilotbetrieb gestartet, der im Erfolgsfall nahtlos in einen Dauerbetrieb umgewandelt werden kann. mybuxi arbeitet mit den regionalen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs zusammen, um eine optimale Abstimmung der beiden Angebotsarten zu garantieren. Das Angebot ist ein umfassender Service – mybuxi übernimmt die gesamte Organisation. 


mybuxi bietet zwei Betriebsarten an:

  • Bürgerbus mit freiwilligen Fahrerinnen und Fahrern (vergleichbar mit Freiwilliger Feuerwehr)
  • Modell von Berufsfahrerinnen und -fahrern  (vergleichbar mit Berufsfeuerwehr)


Unabhängig von der Anstellungsart werden die Fahrerinnen und Fahrer von mybuxi aus- und regelmässig weitergebildet. Die Fahrerinnen und Fahrer sind als Arbeitnehmende angemeldet und versichert.

Den Fahrdienst im Kanton Bern übernehmen beispielsweise freiwillige Fahrerinnen und Fahrer, die in den regionalen Vereinen organisiert sind. Dabei kommen Minibusse bis maximal 9 Personen (inkl. Fahrerin/Fahrer) zum Einsatz. Bei der Energieversorgung achtet mybuxi darauf, dass lokale und nachhaltige Energiequellen verwendet werden.



Ergebnisse und Wirkung

Die Nachfrage nach Passagierfahrten steigt schneller an, als mybuxi Kapazitäten aufbauen kann. Rund 50 % der Fahrten starten oder enden an einem Bahnhof, so sind die Bahnhöfe in allen Regionen die am meisten genutzten Haltepunkte. Damit stärkt mybuxi die Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Eine «Kannibalisierung» von öV-Angeboten konnte an keinem Ort beobachtet werden. Die weiteren Fahrten finden innerhalb der Region statt z. B. für Wege zu Arbeit und Ausbildung, Sport- und Kulturstätten, Gesundheitseinrichtungen oder zu Unternehmen des Gastgewerbes. Bis Dezember 2024 hat mybuxi seit dem Start über 300'000 Passagiere schweizweit befördert mit derzeit 13 Minibussen. Alle Regionen wurden und werden erweitert. Derzeit werden im Kanton Bern 18 Gemeinden bedient.



Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Freiwilligenarbeit (Fahrerinnen/Fahrer, Verein)
  • Lokale Verankerung/Partnerschaften und Sponsoren
  • Netzwerk und Engagement der Initianten und der Gemeinde
  • Partizipative Planung
  • Ländliche Zentrumsgemeinden mit einer kompakten Siedlungsstruktur und ohne Ortsbus sind sehr geeignete Standorte als Haltepunkt für die umliegenden Gemeinden
  • Das Vertrauen in und das Bewusstsein für eine Dienstleistung spielen für die Akzeptanz eine wichtige Rolle


Hemmnisse

  • Finanzierung und die Rekrutierung von Fahrerinnen und Fahrern. Diese ist in neuen Regionen, wenn das Konzept noch nicht bekannt ist, schwierig, wird aber im Lauf der Zeit immer einfacher.
  • Eine kritische Rolle spielen Zentrumsgemeinden, die in der Regel ein gutes öV-Angebot und daher keinen Bedarf an einem weiteren Mobilitätsangebot haben, von dem «die auswärtigen Gemeinden» profitieren. Gleichzeitig beklagen die Zentrumsgemeinden die grosse Menge an Autos, die aus dem Umland zu ihnen kommt. Hier würde eine übergeordnete Planung auf nationaler oder mindestens auf Kantonsebene helfen.
  • Zurzeit noch fehlende Integration in die Apps des öffentlichen Verkehrs


Finanzierung und Kosten

Die Einnahmen von mybuxi stammen aus den Fahreinnahmen, Beiträgen der öffentlichen Hand (meist Gemeinden) und Partnerunternehmen. Letztere verbessern mit mybuxi ihre Erreichbarkeit für Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende. Die Kosten für Gemeinden hängen vom jeweiligen Angebot ab.



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